Nach Jahren bin ich nun von Brackwasser wieder aufs Frischwasser in meinem Aquarium umgestiegen, und so wieder zur Terraristik da die Bewohner chinesische Rotbauchunken wurden. Deshalb wollte ich den Wintergarten auch nochmal mit Echsen bevölkern. Dieses mal wurden es allerdings Geckos. Das forschen im Internet und einige Anfragen bei Terrarianern ließ dann die Wahl auf Phelsuma standingi fallen.
Um es gleich vorweg zu nehmen, Reptilien in einem normalen Wohnraum halten zu wollen geht nur über ein entsprechend gestaltetes Terrarium, es soll bitte niemand auf die Idee kommen das in einem normalen Wohnzimmer mit Blumenecke zu versuchen.
Der Wintergarten wurde als Warmhaus für Tropenpflanzen gebaut und ist mit zwei Zentralheizkörpern ausgestattet, Glaswände sind nur zur südwestseite, bis in 4 Meter Höhe. Die Temperatur fällt nachts im Winter niemals unter 16° C und tagsüber unter 20°, bei sonnigem Wetter erreicht man auch im Winter eine Raumtemperatur von ~25° C. Im Sommer können die Temperaturen bis zu 40° C erreichen. Die Wände sind mit Fermacell verkleidet und rau mit wasserfester Farbe bestrichen. Es wurde bewusst ein schleifen der Platten unterlassen damit sich Kletterpflanzen besser an den Wänden festhalten konnten. Die Luftfeuchte hat ein Mittel zwischen 60 - 70% , nach dem morgendlichen sprühen/waschen der Pflanzen erreicht sie fast 100% Luftfeuchte. Der Wasserverbrauch an einem vollsonnigen Tag: Auffüllen des verdunsteten Aquarienwassers ca. 15 Liter, 5 Liter für morgenliches Übersprühen der Pflanzen, ca. 40 Liter Gießwasser für die Pflanzen, das macht pro Tag ca. 60 Liter Regenwasser. Dafür steht ein 5000 Liter Tank bereit der Regenasser vom Dach und der Dachterrasse sammelt. An Pflanzen beherbegt der Raum eine Musa Rajapuri welche regelmäßig blühen und fruchten, einen selbstgezogenen wilden Avokadobaum von mittlerweile 3 m Höhe, Monstera delicosa, Plumeria rubra, Ficus benjamini, Ficus altissima, Dieffenbachia, Hoya carnosa viele Orchideen und Farne. An den Wänden Efeutute, Vanilla planifolia, Solandra maxima, Passiflora alata und Ficus pumilla. Wintergäste sind Strelizia reginae, Hedychium gardnerianum, Hedychium Coccineum, Melia azedarach und Schinus molle.
Der Wintergarten ist als Esszimmer ein Raum des zentralen Familienlebens, ohne Türe geht es von dort aus in die angrenzende Küche. Eine große Glasschiebetüre die mit Fliegengitter gesichert ist, hinaus auf die Dachterrasse. Ebenso grenzt das Wohnzimmer an den Wintergarten, zwar mit einer Türe die aber fast immer offen steht. Diese Türfuge haben die Phelsumen als Lieblingsort auserkoren, wie auf dem Bild rechts zu sehen ist.
Ankunft: Im November 2011 erwarb ich ein Nachzuchtpaar P. standingi, bei der Abholung waren die Tiere schon sehr zahm und gelassen. Sie ließen sich leicht fangen und waren auch beim Transport sehr ruhig. Nach dem Aussetzen verkrochen sie sich sofort hinter den kaum sichtbaren Spalten der Wand-Blumentöpfe.Am zweiten Tag, sah man das Weibchen im unteren Teil der Wand ab und an herumkrabbeln, da das Wetter recht trüb war, nicht anders zu erwarten.
Dritter Tag, wolkenloser Himmel und ab 11 Uhr lockt die Sonne, das Weibchen wagt sich vorsichtig zum nächsten sonnenbeschienen Fleck in zwei Meter Höhe, die Kopf-nach-unten-Stellung behagt ihr aber sichtlich nicht und so dreht sie sich immer rasch wieder mit dem Kopf nach oben. Das Männchen sieht man nur als weghuschenden Schatten sobald man den Wintergarten betritt.
Das Wetter war in den darauf folgenden Tagen ebenfalls sonnig und so wagte sich das Männchen dann ab und an auch mal etwas höher auf die Wand um an die sonnigen Flecken zu gelangen. Ein vorbei fliegender Vogel ließ die beiden dann erschreckt flüchten. Das Männchen nach unten zwischen die Blumentöpfe, das Weibchen flüchtete nach oben auf 4 Meter Höhe zur Zimmerdecke und verbarg sich zwischen den Blättern der Efeutute. Kurzzeitig mit dem Kopf nach unten, man konnte ihr aber ansehen wie unbehaglich es ihr war und sie drehte sich rasch wieder in eine Kopf-nach-oben- Stellung. Aber auch an die Höhe gewöhnten sie sich nach einigen Tagen und nehmen dann die bevorzugte Stellung mit dem Kopf nach unten, ein. Das Weibchen wurde, jetzt eingewöhnt, sehr erkundungsfreudig und untersuchte jeden Quadratzentimeter der linken Seite Raumes. Dort entdeckte sie auch den Heizkörper der bei trübem Wetter als Aufwärmquelle genutzt wird.
Lernen wie man Fliegen fängt.
Als erste Fütterung setzte ich dann am nächsten Tag einige flugunfähige Stubenfliegen an der Wand aus. Wie zu erwarten strebten diese dem Licht zu und verteilten sich an den Lichtflecken .Das Weiblein war anscheinend schon hungrig genug und lief auf die nächste Fliege zu um sie zu fressen. Die Fliege nicht dumm, ließ sich einfach fallen und war so einige Meter tiefer in den Blumen verschwunden und das Weibchen schaute ihr verdutzt nach. Das Spiel ging so drei Fliegen weiter. Dann versuchte es eine andere Strategie. Die Fliegen wurden angeschlichen, wobei sie auch noch zu ungeduldig war und viele Fehlschläge hatte. Die flugunfähigen Fliegen wurden dann später von ihnen aus den Blumentöpfen gepflückt. Die nächste Disziplin war es, normale flugfähige Fliegen zu fangen. Das Männchen, ganz bequem hatte ziemlich schnell heraus das man nur auf dem Rahmen der Dachfenster sitzen musste und irgendwann kamen die Fliegen zu einem. Das Weibchen lernte die Perfektion des Anschleichen und ihr entgeht kaum noch eine Fliege.
Nach ungefähr zwei Wochen waren sie dann so zutraulich das sie Heuschrecken von der Pinzette nahmen, somit war eine gezielte Fütterung mit bestäubten Futtertieren auch gesichert. Soldatenfliegenmaden wurden dann in einem Marmeladendeckelchen gereicht aus dem sie nicht heraus kriechen können. Damit es spannender für die Geckos sein sollte wurden verschiedene Futterstellen im Wechsel ausgesucht, allerdings hatten die Beiden sehr schnell begriffen das sobald das grüne Deckelchen aufgestellt, Futter darin gereicht wurde und gingen gezielt zu der Stelle da sie von ihren Beobachtungsplätzen schon sehen konnten das ich „das“ grüne Deckelchen aufstellte.
Derzeit trainiere ich die Beiden auf das metallische Klappern mit der Futterzange um sie hervor zu locken und eine bestimmte Futterstelle anzulaufen. Auf das Klappern reagieren sie bereits mit erhöhter Aufmerksamkeit.
Angeregt durch den Bericht der tauchenden Phelsumen und um dem Weibchen eine ständig greifbare Kalkquelle zu bieten begann ich die Beiden gezielt mit Blasenschnecken aus meinem Paludarium zu füttern. Zuerst gab es kleine ca. 5 mm große Schneckchen in dem Marmeladendeckelchen mit ein klein wenig Wasser damit die Schnecken nicht austrocknen, das Weibchen nahm die Schnecken sehr willig an. Bei der nächsten Fütterung gab es bis 10mm große Schnecken aber diesmal war der Deckel bis zum Rand mit Wasser gefüllt. Beim ersten "Biss" war das Weibchen doch recht irritiert das es das Maul voller Wasser hatte und es brauchte auch fünf Anläufe bis es die erste Schnecke dann gegriffen hatte, danach futterte es aber alle Schnecken ohne Fehlbisse aus dem Deckel.
Auf einem Brett über dem Heizkörper befindet sich ein kleines 5l Becken mit einer Wasserflohzucht in der sich natürlich auch immer reichlich Schnecken befinden. Das Becken ist soweit an die Wand gerückt das die Phelsumen bei Bedarf auch daraus trinken können. Da vor der Heizung eine 150cm Hohe Diffenbachie steht ist es nicht immer einzusehen, bei Bedarf wird die Pflanze zur Seite gerollt und man kann an dem Brett hantieren. Recht erstaunt fiel mir nach einigen Wochen dann auf das sich keine einzige Schnecke mehr in dem Becken befand, nur noch winzige wenige Millimeter große Jungschnecken. Ich denke dass, das Weibchen oder sogar beide das Becken als zusätzliche Narungsquelle nutzten. Jetzt fülle ich es immer regelmäßig mit Schnecken aus dem Paludarium auf.
Dezember – Januar 2012 - Verschwundenes Weibchen
Mitte Dezember war dann das Weibchen einige Tage nicht mehr zu sehen, wobei ich mir noch keine Sorgen machte da es wirklich sehr viele Verstecke gab. Nach einer Woche wurde ich dann doch unruhiger und als selbst beim wöchentlichen tauchen der Orchideen und herumrücken der Töpfe kein Geckoweibchen irgendwo hervorgescheucht wurde wurde man doch besorgt. Das Männchen hatte nun einen bevorzugten Platz an der Falz der großen Holztüre, von dortaus konnte er bequem den ganzen Raum beobachten und war immer präsent für eventuelle Leckereien. Das Weibchen fehlte nun bereits vierzehn Tage, von mir waren jetzt jeglich bewegliche Töpfe nachgeschaut und einsehbare Spalten ausgeleuchtet worden. Das Weibchen blieb weiterhin verschwunden. Da das Männchen uns mittlerweile ins Wohnzimmer folgte kam der Gedanke ein neues Geckoweibchen zu kaufen, da nun selbst ich, nach vier Wochen Abwesenheit des Weibchens mit dem schlimmsten rechnete. Anfang Januar fand sich dann ein erwachsenes Weibchen ganz in meiner Nähe abzugeben und am Wochenende verabredet das Tier zu holen. Am Freitag war mein verschwundenes Weibchen, keine Spur abgemagert aber sehr hungrig wieder da!
Das Weibchen taucht regelmäßig immer wieder für einige Tage bis zu zwei Wochen mal unter, wo man es dann nicht sieht, aber Sorgen das es gestorben ist habe ich nun nicht mehr.
Gemeinsam sind wir unausstehlich....
Da ich ja nun schon den Kauf des "Ersatzweibchens" klar gemacht hatte und uns der Wintergarten groß genug vorkam beschlossen wir die Vereinbarung einzuhalten und ein zweites Weibchen zu holen. Das Tier war schon ein Jahr älter als mein Paar und folgedessen auch wesentlich größer und vor allem massiger. Auch dieses Phelsume war sehr ruhig in der Transportbox und nach gesammelter Kotprobe und Lupenuntersuchung durfte die Dame dann an einem sonnigen Morgen die bewachsene Nordwand des Wintergarten erkunden. Mein Paar hatte mittlerweile den gesamten Raum erkundet und das Weibchen wagte sich sogar an der Schräge und Decke entlang zu wandern und dort die bisher unerreichten Spinnen einzusammeln. Die beiden waren meist getrennt unterwegs und nur selten gemeinsam an einem Wärmplatz. Da der aktuelle Lieblingsplatz der Beiden die südöstliche Ecke des Raumes war wählte ich für die neue Dame die Nordseite. Nachdem sich das neue Weibchen unter einige Blätter gewagt hatte wieselten die beiden aufgeregt züngelnd und dicht beieinander bleibend über die Wände in die Nordecke. Sie krochen immer wieder übereinander und bezüngelten sich und die Spur die das neue Weibchen hinterlassen hatte. Das Männchen war zwar neugierig interessiert aber verhielt sich doch recht zögerlich dem neuen Tier gegenüber. Das Weibchen dagegen katzbuckelte und trieb das noch unsichere große Weibchen einige Meter vor sich her die Wand hinauf. Dann kehrte es wieder mit ruckeligem Gang zu ihrem Männchen, bezüngelte es und krabbelte mehrmals über ihn hinweg bis es ihm sichtlich zu viel wurde und er hinter die Heizung flüchtete.
Wie bereits bei dem Paar schon beobachtet, war die ungewohnte Höhe auch dem neuen Weibchen unangenehm und es drehte sich ebenfalls rasch in eine Kopf nach oben Stellung. Sie bewegte sich sehr unsicher und vorsichtig an der Wand. Das Pärchen zeigte von nun an große Einträchtigkeit und man sah die beiden jetzt immer zusammen. Wobei das Weibchen ihr Männchen regelrecht mit ihrer Nähe verfolgte. Es wurde ständig bezüngelt, beleckt und sie kroch auch immer wieder über ihn herüber.
Wird fortgesetzt .....