Dschungel !.....wieviel Zauber wieviel Geheimniss liegt in diesem Wort 
(Bagirha, der Panther in "das Dschungelbuch")
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Mit ein wenig Phantasie lässt meine kleine Oase das Flair und und die Einzigartigkeit dieses Lebensraumes erahnen, noch sind die Wände nicht vollkommen bedeckt von samtigen oder ledernen Blättern der Pflanzen doch Tag um Tag schieben sich neue Knospen dem Sonnenlicht entgegen um als erste den freien Platz zu erobern.
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Das erste mal sah ich die Abbildung eines Schlammspringers in einem Aquariumbuch in der Bücherei meiner Schule. Schon damals fand ich diese Fische äusserst faszinierend und nahm mir vor sie irgendwann einmal zu halten. Es dauerte allerdings bis 1995 wo ich sie dann tatsäclich in einem gut sortiertem Zoogeschäft entdeckte. Der Händler wurde dann eindringlich gebeten die Fische nicht anderweitig zu verkaufen und ich machte mich daran Informationen über die Haltungsbedingungen zu recherchieren. Doch weder im Internet noch in diversen Büchern fanden sich Angaben. Im Index des Mergus fand ich dann zumindest rudimentäre Angaben.

Da kein Standartaquarium für die Fische passen war fertigte ich selbst eines an. Eine standart Aquarienabdeckung wurde gekauft und mit diesen Grundmaßen gearbeitet. Da das Becken unter einer Dachschräge untergebracht wurde, die Maße ebenfalls bedacht. Ein langer 10 cm Hoher Glasstreifen sollte den Landteil dann abtrennen. Das Becken hatte eine 120 cm Länge, 40cm Tiefe und 40cm Höhe. Als Filterung wurde ein Eheim Topffilter eingesetzt und ebenso ein leistungsstarker Stabheizer. Dekoration Moorkienwurzeln und Mangrovenwurzeln, als Bodengrund wurde feiner, heller Sand vorne wenige Centimeter und im Landteil bis auf 10 cm aufgefüllt. Ewas problematisch war das messen der Dichte da wegen des niedrigen Wasserstandes immer in eine Flasche Aquarienwasser abgefüllt wurde. Nach der Einfahrphase kamen dann die beiden Schlammspringer in das Becken, kurz danach dann noch eine junge weibliche Rittergrundel. Die Fische fühlten sich sichtlich wohl und begannen nach kurzer Zeit das Becken ihren Vorstellungen nach umzugestalten.

altes Becken Probleme die sich ergaben waren,
Wasserpflanzen ganz gleich welcher Arten gaben nach kurzer Zeit auf und gingen ein. Selbst aufgebundener Javafarn der längere Zeit an das Brackwasser gewöhnt wurde überlebte in dem Becken nicht lange. Am Ende blieben nur Mangroven übrig.
Der Stabheizer war das nächste Problem, entweder wurde er durch die Grabaktivitäten der Fische völlig zugeschüttet oder die Fische lagen mit dem Bauch auf ihm und bekamen Verbrennungen. Das konnte mit einer Ummantelung aus sehr grober Filterwatte dann gemildert werden.
Da die Fische auf ungeahnte Größe heranwuchsen war der Filter und schließlich dann auch das Becken zu klein.

Da ich mir bis zu dem Zeitpunkt Informationen nur mühsam zusammenklauben und aus Fehlern lernen musste kam die Idee auf eine Seite über Schlamspringer und andere Brackwasserbewohner zu machen. Mittlerweile hat sich das geändert und es gibt viele Informationen zu Grundeln und Schlamspringern.

Der nächste Gedanke war: Wir brauchen ein größeres Becken. Da die Fische mittlerweile auf 25cm gewachsen waren, war uns klar das es kein kleines sein konnte. Ebenso war der Wunsch nach einem Warmhauswintergarten geboren. Einige Vorschläge, das Ganze ohne ein trennendes Becken zu bauen wurden dann doch aus Platzmangel verworfen, obwohl die Idee schon reizvoll war. Im Herbst/Winter 99 wurde also ein Wintergarten mit Aquarium geplant.

Brackwasser-Aquarium mit Gezeitenwechsel 

Das Aquarium hat die Maße 360cm L, 80 cm H und 80cm T  und ist oben offen. Es ist mit einer Scheibe auf 310cm Aquarium und 50cm Speicherbecken unterteilt. In der Scheibe ist eine Bohrung, das Loch ist mit einer Plexiglasscheibe lose abgedeckt.
Der Filter nimmt Wasser aus dem Speicherbecken und pumpt gefiltertes und warmes Wasser ins Aquarium. Das Wasser läuft durch den Ansteigenden Druck im Aquarium durch die Bohrung in der Trennscheibe wieder ins Speicherbecken.
Um jeweils 10:00 Uhr beginnt die Ebbe. Eine Eheim 600l Pumpe braucht ca. eine Stunde um alles Wasser ins Speicherbecken zu pumpen. Damit sie nicht trockenläuft und damit immer Restwasser im Aquarium bleibt wird die Höhe das Wasserstandes mit einem Pegelschalter von Zak geregelt. Durch den steigenden Druck im Speicherbecken wird die Plexiglasscheibe gegen das Loch gedrückt und verschließt es.
Beheizt wird das Wasser mit zwei 300W Stabheizern die im Speicherbecken untergebracht werden.
 

Chematische Zeichnung des neuen Beckens

Glasscheiben mit Silikon verkleben

Ein großes Becken baut man eigentlich genauso wie ein kleines, die Bodenscheibe wird auf eine Lage 1cm dickes Styropor gelegt die ca. 50 cm überstehen soll. Zum kleben sollte reichlich Platz um des Becken sein. Als erstes wird die Bodenscheibe rudherum mit Silikon versehen, dann werden die Seitenscheiben angesetzt. Jetzt braucht man viele starke Männer ;-) und setzt mit ihnen die Längsscheiben an. Sollte eine Scheibe, wie hier, das Becken unterteilen muss sie eingesetzt werden bevor die zweite Längscheibe eingesetzt wird. Das abbinden dauert zwei Tage!

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Wand mit Styropor verkleidet Die Rückwand ist aus Styropor da sie noch isolierend wirkt und steht zwischen Wand und Aquarium. Bearbeitet wurde sie mit einem Heißluftfön und dann mit Abtönfarbe bemalt. Am dritten Tag wurde das Becken an die Wand geschoben, was relativ leicht ging, es wurde eine weitere Lage Styropor 3cm dick unter gelegt. Somit steht das Aquarium auf 4cm Styropor. Dann kam der große Moment und es konnte getestet werden ob das Becken dicht ist.
 

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. Becken 1999 fertig eingerichtet

Nach einem Besuch im niederländischen Burgers Zoo, der dorten Mangrovenhalle entschloss ich mich ebenso dazu als Bodengrund lehmige Erde zu nehmen. Dieser wurde aus einem nahegelegenen Baggersee geholt. Die Schicht ist ca 20cm hoch. Als Bepflanzung stehen 15 Rote Mangroven (Rhizophora mangle). Damit der Zulauf zum Speicherbecken frei bleibt wurde davor eine Schicht blauer Filtermatten gestapelt, ebenso ein Hohlraum dort hinein geschnitten in dem die Pegelpumpe untergebracht ist. Im sechsstündigem Rhythmus wechselt sich Ebbe und Flut ab. Ebenso wurden einige Filtermatten im Speicherbecken eingefügt um die Filterfläche zu vergrößern. Gefiltert wurde mit dem größten Topffilter von Eheim den es zu der Zeit gab.

Bei Ebbe zeigt das Aquarium dieses Bild.

Becken 1999 bei Ebbe

Die Eingewöhnung der Fische ging sehr gut von Statten, das Wasser und der neue Filter wurden mit den bereits vorhandenen Bakterienstämmen aus dem alten Becken geimpft und bereits nach drei Wochen war das Wasser einzugsbereit und nach einiger Zeit wurden dann zwei junge Schlamspringer dazu gesetzt. September 2000 kamen zwei weitere Schlammspringer dazu, was die Gruppe auf insgesammt sechs Tiere aufstockte.

Probleme wärend des Aquarienbetriebes:

Turmdeckelschnecken die eingeschleppt wurden krochen immer wieder zwischen Plexiglasscheibe und Glasscheibe so das sich das Abflussloch nicht mehr dicht verschließen konnte, Folge davon war das die Ebbe nicht mehr vollständig eintrat. Die Schneckchen mussten dann von Hand zerdrückt werden damit sich das Ventil wieder schloss. Da es durch die steigende Anzahl der Schnecken nach geraumer Zeit ständig dazu kam wurde in die Bohrung ein Rückschlagventil für Waschmaschinen eingebaut, die Feder darin ist stark genug die kleinen Schneckenhäuser selbst zu zerquetschen

Der Pegelschalter wurden durch eingesetzte Harlekinkrabben beschädigt zudem zerstörte das ständige an und ausschalten durch den Pegelschalter die Eheimpumpen. Der Pegelschalter wurde entfernt. Der Wassertransport wurde dann durch Klemmen in den Schläuchen geregelt und hat sich bis heute bewährt.

Schädlinge zB. Schildläuse an den Mangroven, die im Aquarium eingepflanzt waren ließen sich natürlich nicht mit herkömlichen Giften bekämpfen, ebenso einpinseln der Blätter mit Ölen oder Seifen kam nicht in Frage. Die Bekämpfung ging nur mittels Nützlingen, allerdings schafften auch sie es nicht die Pflanzen völlig Schädlingsfrei zu bekommen. Damit ich sie besser bekämpfen konnte nahm ich die befallenen Mangroven aus dem Becken. Allerdings reagieren sie sehr empfindlich auf Wurzelbeschädigungen und gingen daraufhin ein.

Ebenso hatte sich ein seperater Topffilter nicht bewährt, durch die Grabarbeiten der Fische welche oft Schlamm aufwirbeln verstopft der Filter recht oft, da die Filtermatten bereits mit Algen und Sediment besetzt waren, fügte ich einfach eine weitere dazu und rangierte den Topffilter aus. Gefiltert wird seid dem nur noch über die Filtermatten im Speicherbecken.

Filtermatte für Pumpenraum im Jahr 2005 Das Becken läuft nun seid 1999, die anfänglich befürchteten Schwierigkeiten mit dem Bodengrund erwiesen sich glücklicherweise als haltlos, gräbt man in die Tiefe gleicht der Geruch genau wie bei natürlichen Teichen etwas modrig und schwach nach Amoniak. Es wurden bisher keine Schwankungen in der Wasserqualität bemerkt. Verdunstetes Wasser wird aus einem Regenwassertank fast täglich zugefügt. Bei der Planung des Wintergartens wurde zwar gleichzeitig ein Wasserhahn und ein Abflussrohr eingebaut allerdings verschlechterte sich unser Leitungswasser in den Nitratwerten so stark das ich beim Wasserwechsel mehr Nitrat zugefügt hätte als vorher im Becken war.
Deshalb fange ich jetzt das Regenwasser von der angrenzenden Dachterrasse in einem 1000l Tank und befördere ihn mittels einer Schmutzwasserpumpe bis ins Aquarium.

Filtermatten im Speicherbecken bei Ebbe

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Die in der Gruppe gehaltenen P. barbarus wurden bei mir nie älter als fünf Jahre, im Jahr 2004 blieb schließlich nur der jüngste der Fische übrig. Da ich nun damit rechnete das dieser Fisch ebenfalls bald einging wollt ich es dann mal mit einer der kleineren Arten versuchen.

P.barbarus

Da es mittlerweile im Internet mehr Informationen über Schlammspringer gab und ich auch von einigen Leuten gehört hatte das sie kleinere Arten bei den Händlern gefunden durchforstete ich das WWW nach Händlern die diese Arten anboten, mein Zoohändler war leider keine große Hilfe bei der Suche. Nach einem Jahr wurde ich dann endlich bei dem Großhandel aqua-global in Berlin fündig, dort war man sehr entgegenkommend und versprach mir die Fischchen sogar direkt an meine Adresse zu schicken. Da es allerdings ein Großhändler war musste ich erst einen bei mir ansässigen Zoohändler finden der bereit war den Handel über sich abzuwickeln. Nach sehr hartnäckigem Nachfragen war mein Händler dann doch dazu bereit.

Becken 2005 geteilt Also wurden zehn Periophthalmus septemradiatus als Indische Zwergschlammspringer deklariert, bestellt und gespannt auf ihre Ankunft gewartet. Das Becken wurde mittels einer Plexiglasscheibe abgetrennt, ein drittel blieb für den P. barbarus und zwei drittel wurden mit Wurzeln und Cypergrasstecklingen für die Neulinge hergerichtet. Der Lieferwagen kam auf die Minute pünktlich zum vereinbarten Termin und voller Vorfreude wurde das große Styroporpaket in den Wintergarten getragen.

Die Fische waren sorgsam verpackt, jeweils fünf in einem Beutel mit Styroporstückchen und einer kleinen Menge Wasser, dazu noch ein Beutel voll Wasser und ein Heatpack gegen mögliches auskühlen. Leider war genau das ihr Verderben, denn als ich die Fischbeutel auspackte befand sich darin nur noch Fischsuppe mit zehn gekochten Schlammspringern.

Völlig schockiert war ich den Tränen nahe, auch wenn der Preis der Fischen ohne Probleme erstattet wurde, so wäre es mir hundert mal lieber gewesen wenn sie lebend angekommen wären. Nach dem Erlebnis wollte ich keine Fische mehr bestellen und es wurde überlegt das Becken mit Goldfischen oder Guppys zu besetzen.

Da der P. barbarus nach einem halben Jahr aber immer noch lebte wurde beschlossen es doch noch einmal zu versuchen. Diesmal allerdings über einem anderen Zoohändler, wo ich zudem darauf bestand die Lieferung unbedingt ohne das Heatpack zu verschicken, was dann auf mein Risiko hin gemacht wurde. Diese Lieferung kam wohlbehalten an und ich war im Besitz von zehn gesunden Fischen.

. Periophthalmus septemradiatus

. Die Fische wurden eingesetzt, im vergleich zu dem Koloss P. barbarus waren sie winzig und ich froh das wir das Becken getrennt hatten. Allerdings erwartete uns am nächsten Morgen ein neuer Schrecken, es war nicht bedacht das diese Art die zweiten Brustflossen zu einem Saugnapf geformt hatten, ohne Probleme die Scheiben erkletterten und sich überall im Wintergarten verteilt hatten. Glücklicherweise konnten wir alle wieder einsammeln, durch die Feuchtigkeit im Wintergarten hatte auch keines der Fischchen Schaden genommen. Dank des Ideenreichtums meines Mannes der sofort aus Plexiglas einige L-Schienen zusammenschraubte konnten wir das Aquarium ausbruchssicher gestalten. Der einsame Periophthalmus barbarus, von allen mittlerweile Methusalem genannt, lebt übrigens immer noch und ist jetzt in seinem achten Lebensjahr, halb blind und mehr rutschend als hüpfend. Meine Vermutung ist, das der Stress in der Gruppe die Fische schneller altern lässt, allein gehalten ist die Lebenserwartung dann viel höher.

Periophthalmus septemradiatus
Im Sommer 2011 starb der letzte überlebende P. barbarus und erreichte damit ein Alter von elf Jahren, die kleineren P. septemradiatus starben ebenfalls im Laufe der sieben Jahre, so das nunmehr nur noch einer der Einsiedlerkrebes und drei Goldringelgrundeln das Becken besiedelten. Da ich ebenfalls schon immer mit einem Amphibien Paludarium geliebäugelt hatte wurden die Grundeln und Krebse in ein kleines Becken umgesiedelt und das Wintergartenbecken umgestaltet zu einem Unken Paludarium

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letztes Update am  Fr., den 27.06.2008
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